Was haben Scrum und New Work gemeinsam? Diese Frage kann man sich stellen und es ist frappierend, wie viele inspirierende Antworten man findet. Ich bin sehr begeistert von diesem Vergleich und möchte ihn gerne mit euch teilen. 

 

Rahmenwerk und Leitplanken 

Zunächst einmal gefällt mir sehr gut, dass es sich bei Scrum um ein Rahmenwerk handelt. Laut Definition geht es bei diesem Rahmen darum, dass Menschen komplexe Aufgabenstellungen meistern können. Und dies in produktiver und kreativer Hinsicht, mit dem Ziel einen höchstmöglichen Wert zu erzielen. Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten von New Work und Scrum. Gemeinsam kommen schon Teile der Definition daher. Laut der Definition von Scrum, spricht man von “sehr leichtgewichtig” und “einfach zu verstehen”. Das sieht bei New Work auf den ersten Blick auch so aus, findest Du nicht? Warum ist es aber dann bloß so schwierig, beide Dinge zu “meistern” – New Work und auch Scrum? Das Scrum-Rahmenwerk gibt es übrigens schon seit den Neunziger Jahren und es wurde als Prozessrahmenwerk zum Management der Arbeit an komplexen Produkten verwendet. Interessant oder?    

 

Umgang mit immer mehr Komplexität

Scrum bewährt sich vor allem im Umgang mit Komplexität, da Technologie –, Markt – und Umweltkomplexität rapide zugenommen haben.  Genauso ist es bei New Work. Wir benötigen anderes Arbeiten, da immer mehr Informationsüberflutung und Komplexität auf uns einwirken.

Im Rahmen von Scrum sprechen wir von iterativem und inkrementellem Wissenstransfer. Ein Thema, was mich jeden Tag umtreibt. Ich definiere sehr gerne die kleinen Schritte, die zum Erfolg führen. Ich predige, dass man immer wieder probieren und nicht aufgeben sollte. Und natürlich das “Lebenslange Lernen”, was aus dem modernen Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken ist. Also, eine ähnliche Sichtweise also auf die Dinge, wie ich finde.

 

Näherer Betrachtung des Teamgedankens

Schaut man nun einmal genauer auf das Team, propagiert Scrum genau das, was man sich im guten neuen Arbeiten wünscht: Flexibel, anpassungsfähig, interdisziplinär aufgestellt und arbeiten in kleinen Schritten am Erfolg. Für mich die ideale Welt!

Eine der schönsten Erkenntnisse erschließt sich mir bei der Betrachtung der drei Säulen der Prozesssteuerung. Hier spricht Scrum von Transparenz, Überprüfung und Anpassung. Ist es nicht die perfekte Beschreibung eines etablierten Wandels? Einer meiner Lieblingsbegriffe gerade und für mich MEGA wichtig für jedes Unternehmen. Ohne Wandel kann kein Unternehmen in der Zukunft bestehen und so viele Firmen tun sich schwer, ihren Mitarbeitern die nötige Transparenz zu geben und immer wieder an Ihrer Struktur zu arbeiten. Ich würde mich schon freuen, wenn Firmen einfach einmal anfangen würden!

Die drei Säulen würde ich daher gerne noch einmal näher anschauen: Im Bereich der Transparenz muss man natürlich im Team die gleiche Sprache sprechen. Jeder sollte verstehen, was der andere meint, wenn er zum Beispiel  von “fertig” (das Produkt oder Inkrement ist “done”) spricht. Genauso ist es in jedem Team, wenn ich auf die Kultur im Unternehmen schaue. Man muss die Werte teilen, die im Unternehmen festgeschrieben sind und damit entwickelt man eine eigene Sprache, die für alle verbindlich und motivierend sein sollte.

 

Werte im Unternehmen und bei Scrum

Scrum spricht von Werten und definiert Selbstverpflichtung, Mut, Fokus, Offenheit und Respekt als Basis für die Arbeit. Damit werden die Säulen von Scrum erst lebendig. Dies ist ein schönes Bild, was ich in jedem Unternehmen im Rahmen der Kultur gerne nutzen würde. Ohne gemeinsame Wertvorstellungen kann es nicht gehen und eigentlich kennt das auch jeder aus seinem Privatleben.

Auch die definierte “persönliche Verpflichtung”, die mit der Arbeit in einem Scrum-Team einhergeht finde ich wunderbar. Meiner Meinung nach läßt sich das Konstrukt perfekt auf allgemeine Teamarbeit, die nicht dem Scrum-Rahmenwerk folgt, umdeuten. Oft schreibe ich in Projekten mit Kunden ein sogenanntes “WOW-Manifest”, welches dafür sorgt, dass jeder sich persönlich einbringen kann und gemeinsam definiert wird, wie man jetzt und in Zukunft arbeitet bzw. arbeiten möchte. Hier werden die Leitplanken für ein gutes Arbeiten festgelegt und von jedem – hoffentlich mit viel Herzblut – unterschrieben. Im Grunde ist das doch eine intrinsische Motivation im Team, die fest geschrieben wird. Was denkst Du?

 

Selbstorganisierte Teams als Trend von Scrum übernommen?

In Unternehmen geht der Trend schon eine Weile zu selbstorganisierten Teams, die Scrum schon “immer” vorschreibt. In Kombination mit Interdisziplinarität und den Werten, führt dies im Unternehmenskontext zum Erfolg. Im Rahmenwerk verankert Scrum, dass Flexibilität, Kreativität und Produktivität durch das Team optimiert werden. Ist es nicht das, was wir auch in jedem Unternehmen wollen? Effizientes und glückliches Arbeiten? Und ist das nicht die Basis für den Erfolg eines Unternehmens?

Wer meine New Work-Trends 2019 gelesen hat, hat sicher auch den Trend „One Goal“ wahrgenommen. Hier geht es darum, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, dass man keine verzettelten Zielvereinbarungen mehr hat, sondern gemeinsam an einem Ziel arbeitet. Genau so ist es interessanterweise bei Scrum. Die Rechenschaftsflicht obliegt immer dem ganzen Team. Spannend oder?

 

Der Coach oder Dirigent oder Scrum Master

Gerne würde ich die Rolle des Scrum Masters beleuchten und mit der einer Führungskraft im modernen Unternehmen vergleichen. Der Scrum Master soll helfen zu verstehen, soll dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden er ist der “Servant Leader”, der also der unterstützt, der Coach, der sich um die Werte und die Selbstorganisation kümmert und das für alle Bereiche im Projekt: Für den Product Owner, das Entwicklungsteam und die ganze Organisation. Eine übergreifende, lenkende und der Orchestrierung dienende Verantwortung, die ich sehr zukunftsweisend finde. Sollten so heute nicht alle Führungskräfte agieren können?

Als einen großer Teil der Arbeit in Kulturwandel-Projekten erlebe ich  immer wieder das Thema Kommunikation und innerhalb dessen das Thema Meetings. Auch da gibt Scrum einige schöne Vorgehensweisen vor. Ich finde es klasse, dass zu jeder Zeit festgehalten wird, wer was tut und es gibt ein festdefiniertes Ziel im Meeting, sowie eigentlich eine Struktur. Ganz toll finde ich, dass es sehr kurze prägnante Meetings gibt, wie das 15-minütige Daily Scrum. Dies sorgt dafür, dass man Überflüssiges identifiziert, Hindernisse beseitigt und fokussiert am Thema arbeitet. Davon könnten sich einige Organisationen in ihrer Meetingkultur eine Scheibe abschneiden.

 

Retrospektive und konstantes Lernen 

In vielen traditionellen Firmen, die ich bisher gesehen habe, wird leider viel zu wenig Augenmerk auf die Individuen und die Zusammenarbeit zwischen Ihnen gelegt. Darum finde ich die Sprint Retrospektive super. Hier nimmt man sich richtig Zeit zu überprüfen, wie es gelaufen ist und Verbesserungspläne für kommende Zusammenarbeiten zu gestalten. Mit einer Zeitplanung von 3 Stunden für ein solches Meeting wird der Wert sichtbar. Hier wird konstruktiv darüber gesprochen, wie man gut gelaufene Dinger beibehalten und die nicht so Guten optimieren kann. Phänomenal! Sollte man dies nicht im eigenen Unternehmen adaptieren? Es würde doch so einfach sein und damit wäre konstantes Lernen und iterative, ständige Weiterentwicklung im Unternehmensprozess verankert.

Ich bin nun jedenfalls ein noch größerer Fan von Scrum und würde mir wünschen, dass sich mehr Menschen damit beschäftigen. Sich einfach mal ein Video anschauen, bringt schon viele neue Erkenntnisse. Also los gehts: Happy New Work!

 

P.S. Wie ihr wisst, versuche ich immer Strömungen zu vergleichen. Schaut euch gerne auch meinen Artikel Bauhaus und New Work an! Und klar, dass neues Arbeiten auch neue Räume erfordert. Darauf wollte ich hier nicht eingehen. Mehr dazu findet Ihr aber meinen Artikel zu Design Thinking. Danke auch für´s Teilen!