Die bekannten Digitalisierungswellen, von der Digitalisierung bestehender Prozesse und Geschäftsmodelle, über die Transformation der Organisation, bis hin zu digitaler Kultur, werden weiterhin immer individueller und wirken sich immer mehr auf Digital Leadership und die Arbeitswelten der Zukunft aus. Sie prägen unser komplettes Arbeitsleben. Es existieren so viele Dimensionen, die es schwer machen, eine Struktur zu etablieren und diese besser fassbar zu machen. Was man aber vielleicht festhalten kann: Für mich geht es dabei immer um Skillset, Toolset und Mindset. Also probieren wir es doch einmal damit.
Der Tiefgang des Eisberges
Ich frage mich, ob man über Digitalisierung und Digitale Transformation überhaupt noch sprechen muss. Irgendwie ist es doch längst so, dass die Digitalisierung und die Technik die Basis darstellt. Oder siehst du das anders? Die Firmen, die wirklich erfolgreich sind, basieren sozusagen schon lange auf Digitalisierung. Wie Amazon als IT-Company für den Handel, Airbnb als Tech-Firma für den Tourismus, Tesla vertritt Technologie für Mobilität. Müssen wir darüber noch reden? Eigentlich ist doch alles klar. So scheint es zumindest.
Ich würde daher gerne einmal ein bisschen „unter die Oberfläche“ dieses Eisbergs schauen. Was macht eigentlich unsere Verwandlungen/Transformationen aus? In der Wirtschaft, der Gesellschaft und bei uns selbst? Wovon kann man sich inspirieren lassen? Dabei hilft uns die Unterteilung in Skillset, Toolset und Mindset weiter. Lass mich doch im Nachhinein wissen, ob du noch weitere Inspirationen oder Perspektiven dazu für mich hast.
Das Skillset
Beim Skillset geht es schon lange nicht mehr nur darum, WAS wir inhaltlich können, sondern auch WIE wir unsere Fähigkeiten nutzen. Besonders interessant finde ich dabei darauf zu schauen, wie wir führen. Führungsverhalten zu beobachten zeigt deutlich, was gerade im Markt passiert.
Viele Menschen nehmen Mitarbeiterführung über digitale Kanäle als schwieriger war, da die Face-to-face Kommunikation, damit meine ich eine wirkliche Face-to-face Kommunikation, nicht möglich ist. Vieles, was mit Augenkontakt funktioniert, was zufälliges Flurfunken auf dem Gang oder ein Kaffeegespräch in der Küche oder beim Rauchen bedeutet, sowie gemeinsame tolle Mittagessen, sind für viele Menschen nicht mehr drin. Mimik und Gestik werden über die digitalen Medien nicht vollständig übertragen. Das sorgt dafür, dass unsere Innovationsgeschwindigkeit und unser Wissentransfer nicht mehr so gut funktionieren. Oder vielleicht in Zukunft anders funktionieren wird? Viele Führungskräfte fühlen sich überfordert mit dieser Aufgabe – aber warum eigentlich nicht einfach auf dem Bauch hören und digital werden? Völlig spontan und wie es sich gut anfühlt.
Skillset und virtuelle Treffen
Sehr plakativ wird der Unterschied zwischen wirklichen Treffen und virtuellen Treffen deutlich, wenn man sich vorstellt, dass man statt einer physischen Keynote vor einem großen Saal, gefüllt mit Menschen, eine digitale Keynote vor seinem kleinen Rechner macht. Selbst als routinierte Speakerin fällt es mir schwer, die eigene Motivation im Rahmen eines Vortrages auf rein digitaler Basis aufrecht zu erhalten. Da man digital ja nur auf kleine Minibilder der Zuhörer sieht, die man nicht erkennt oder die vielleicht auch nur ein Namenskürzel beinhalten. Man kann nicht erkennen, ob jemand begeistert ist, jemand etwas nicht versteht. Man kann die Stimmung im Raum gar nicht wahrnehmen, da es ja ein virtueller Raum ist. Für beide Seiten ist es eine schwierige Situation. Aber hier geht es schließlich „nur“ um Inspiration oder Wissenstransfer. Wie soll das in der täglichen Führung funktionieren, wenn es in einem solchen Setting schon nicht klapptt, wo doch alle möglichen Facetten zu Debatte stehen.
Positiv scheint aber zu sein, dass Feedback und Kritik zu üben, im digitalen Umfeld von Vielen als einfacher wahrgenommen wird, weil man demjenigen, mit dem man kommuniziert, nicht mehr in die Augen schauen muss oder ihm gegenüber sitzt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass man auch nicht mehr genau weiß, wie es dem anderen geht. Die Distanz sorgt dafür, dass das individuelle Wohlbefinden nicht mehr wirklich ersichtlich ist. Noch einmal eine ganz andere Nummer ist das Arbeiten im Team. Man könnte zwar sagen, die Disziplin erhöht sich, da nicht alle gleichzeitig sprechen könnten, aber dafür fehlt hier auch unter Umständen die richtige Portion Teamdynamik. Als geschlossenes Team aufzutreten wird an dieser Stelle immer schwieriger. Und auch ein entsprechendes Wir-Gefühl zu vermitteln wird nicht einfacher.
Skillset und Individualität
An allen Stellen im Leben, ob das privat ist oder im Rahmen unseres Berufes, werden wir immer individueller. Und wir arbeiten im Spannungsfeld vieler Ambivalenzen. Wir versuchen interdisziplinäre Teams zu schaffen, um die verschiedenen Perspektiven auf ein Thema zu erlangen. Diversity ist weiterhin in aller Munde, aber wenn wir es nicht schaffen, hybrid zu arbeiten, wird es schwierig. Was meine ich damit? Hybrid in jeder Hinsicht. Für Viele ist eine Mischung aus Home-Office und Büroumfeld im Unternehmen oder vielleicht sogar ThirdPlace das Richtige. Manche Mitarbeiter lieben es noch, auf Papier zu schreiben oder etwas zu basteln, um Zusammenhänge besser fassbar zu machen Das kann ich gut verstehen und darum ist es manchmal oder für manch eine Person, schwierig rein digital zu arbeiten. Wenn ich persönlich auch 100-prozentiges Kind der digitalen Welt bin, verstehe ich das gut. Es gibt immer noch Dinge, die muss man einfach persönlich lösen, die muss man einfach aufschreiben oder aufmalen und das macht auch Spaß. Meiner Meinung nach hat die Einstellung dazu auch nichts mit Alter oder Generation zu tun. An diese Schubladen glaube ich sowieso schon lange nicht mehr.
Eine große Gefahr beim rein digitalen Leadership sehe ich in der Konzentration ausschließlich auf professionelle Belange. Es wird in Zukunft weiterhin wichtig sein, den Menschen als Ganzes zu erfassen und auch einmal über persönliche Dinge zu sprechen.
Zum Skillset gehört für mich auch die KI, die immer mehr in unsere Welten einzieht. Hier werden die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine wichtiger und spannend. Welche Freiräume wir Menschen uns damit schaffen und dadurch mehr neue Dinge lernen können, die wir vielleicht schon immer mal lernen wollten, könnten dabei mehr in den Fokus rutschen.
Das Toolset
Damit kommen wir unweigerlich zum Toolset. Wunderbar, wie sich die Digitalisierung durch Corona beschleunigt hat. Fast jeder kann heute sämtliche digitalen Tools nutzen, um damit zu kommunizieren und zu kollaborieren. Das ist mal weniger, mal mehr mühsam. Hier tut sich in der Weiterentwicklung jedes Einzelnen immer noch sehr viel und wer mehr als die drei größten Tools ausprobiert, wird überrascht sein, was schon alles geht. Man sollte vorsichtig sein, wenn man im Home-Office oder woanders sitzt, nur per E-Mail zu kommunizieren oder nur zu telefonieren. Es macht Sinn, auch Video zu haben und nicht nur eine Stimme am anderen Ende zu hören. Dabei sind informelle Formate, auch wenn wir den „Digitalen Cappuccino“ nicht mehr hören können, sehr wichtig. Transparenz und Verbindlichkeit müssen sich auch in diesem, für Viele neuen Führungsmittel wiederfinden und meiner Meinung nach ist die Transformative Führung an dieser Stelle ein wichtiger Schlüssel. Schließlich haben wir das Gefühl, dass sich die Welt täglich verändert und dieser Wandlung sollten wir Rechnung tragen. Das ist doch toll, dass sich was tut, oder? Für mich persönlich möchte ich dabei immer das halb volle Glas sehen. Vielleicht kann ich Dich damit anstecken.
Strukturen sind sehr wichtig. Strukturen, die die Zeit betreffen, die die Inhalte betreffen und vielleicht sogar tiefer gehen. Menschen fehlt im Home-Office oft der Rahmen, so dass sie eine Struktur mehr und mehr zu schätzen wissen. Disziplin halte ich beim digitalen Arbeiten für besonders wichtig. „To be-Listen“ finde ich dabei schöner als „To do-Listen“. Auch Organisation muss sich noch ändern und das Gefühl dafür: Es kann nicht sein, dass Meetings immer genau zur vollen Stunde aufhören und man dann eigentlich schon wieder zu spät zum nächsten Meeting kommt. Eigentlich muss man mindestens 10 Minuten vorher aufhören, damit jede Person noch mal kurz durchschnaufen kann.
Toolset und virtuelle Räume
Genauso wie die physischen Räume sich dem neuen Arbeiten anpassen und anpassen sollten, sollten sich auch die virtuellen Räume anpassen. So werden in der Zukunft Kommunikation ( Chat, Videokonferenz, oder Screensharing) und Kollaboration (Filesharing, Projektmanagement, Whiteboards, Kalender) sich in neuen Tools, beziehungsweise dem Etablieren intuitiver und passender Tools, niederschlagen. Die, die mich kennen, wissen, dass dieses Etablieren des Wandels, sprich der Transformation, schon seit vielen Jahren mein Motto darstellt. Eine Bitkom Studie besagt übrigens, dass für 62 % der Studienteilnehmer dies ein Thema von größter Relevanz darstellt. (Bitkom.org) Da liegt ich ja wieder voll im Trend.
Für mich zählen zum Toolset aber auch im weitesten Sinne die Daten. Leider liegen viele Daten, 80 % nach der Bitkom Studie, noch in unstrukturierter Form vor. Dennoch werden sie in Zukunft als sehr wichtig eingeschätzt – für die Digitalisierung von Büro und Verwaltung. Ob es darum geht, die physischen Räume oder die virtuellen Räume passender und individueller für die Mitarbeiter zu gestalten, spielt dabei ja gar keine Rolle. Hauptsache, das Arbeitsumfeld ist immer passend zu unseren Aufgaben und diesen zuträglich.
Das Mindset
Und last but not least wäre da auch noch das Mindset, um das wir uns dringend kümmern dürfen. Eine große Rolle spielen für mich neben den äußeren auch immer die inneren Räume. Diese inneren Räume werden so oft nicht beachtet, weil man im Business nicht oder nur ungerne darüber spicht. Wer mich kennt weiß, dass ich dies gerne ändern würde. Gerade die soften Faktoren und das, wie wir uns fühlen, was uns wichtig ist, rückt immer stärker in den Fokus von Arbeit.
MindFullness und Achtsamkeit sorgen dafür, dass es den Mitarbeitern auf längere Sicht gut geht. Sie neue Ideen generieren können, weil sie inspiriert und motiviert sind. Auch Ausruhen und Kraft tanken ist immer noch in vielen Firmen mit einem negativen Touch belegt, wenn es um unserer Arbeitswelt geht. Möchte ich nicht, dass mein Chef denkt, dass ich ständig nur arbeite, dass ich immer für die Firma verfügbar bin und beste Ergebnisse und viele Innovationen hervor bringe? Im Home-Office verschärft sich unglaublicherweise dieser Druck für viele sogar noch. In den eigenen 4 Wänden neigen viele Menschen dazu, einfach viel zu lange und viel zu viel zu arbeiten. Vielleicht, weil sie es schöner haben, weil sie gerne und besser arbeiten? oder doch weil der Chef denken könnte, dass man faul auf der Couch herum liegt? Das sollte in Zeiten von ergebnisbezogenem Arbeiten und Führen wirklich keine Diskussion mehr sein.
Kreatives Mindset ist gefragt
Das viele Arbeiten wäre alles nicht so schlimm, wenn Sie die nötigen Pausen einhalten. Hier bin ich großer Freund von „walk & talk“, beziehungsweise Telefonate auf die Wiese oder auf die Zeit eines Waldspazierganges zu verlegen. Eine Recherche kämm man auch mal auf dem Balkon machen, wenn es auch dick eingepackt in dicke Decken bedeutet. Recherchieren mal auf der Couch oder woanders ist auch nicht verwerflich, wenn ich mich hier gut konzentrieren kann und super voran komme. Multi Space sollte also auch im Home-Office gelebt werden. Es ist gesundheitlich nicht sinnvoll 12 Stunden auf einem Küchenstuhl zu arbeiten. Aber es ist klasse, wenn wir alle paar Stunden den Arbeitsbereich wechseln können – und das geht auch in einer kleinen Wohnung. Hier ist Deine Kreativität gefragt. Ich freue mich an dieser Stelle auf tolle Bilder aus Deinem Office oder Home Office.
Viele Grüße aus meinem Multispace Office @home und
bleib gesund
Susanne
s.busshart@sbcdigital.de
P.S. Schreib mir, wenn Dir der Beitrag gefällt, gerne auch Deine Kritik, teile gerne, erzähle es weiter, halte die Diskussion in Gange! Jeder kleine Schritt in eine spannende Arbeitswelt zählt.
P.P.S. Vielen Dank an meine Partner und Kunden, deren wunderbaren Räume ich fotografieren darf.