Zu verwöhnt oder einfach nur anspruchsvoll? Kündigen Menschen heute wirklich, weil ihnen der Sinn der Arbeit fehlt oder weil ihre Ansprüche einfach höher geworden sind und das Unternehmen diesen nicht mehr genügt? Oder ein bisschen von beidem? Wer möchte denn nicht weniger, besser und glücklicher arbeiten – das ist doch aus der Sicht vieler Arbeitnehmer ganz klar!
Bindung zum Unternehmen
Nun komme ich aus der Digitalbranche, einem Bereich, in dem Fachkräfte schon immer rar waren. In der Vergangenheit haben unsere Personaler geklagt, dass die Bindung von IT-Fachleuten schwierig wäre. Das kann ich eigentlich nicht teilen. Es ist schwer das Vertrauen von schlauen Menschen zu gewinnen, ja. Aber wenn man dieses einmal gewonnen hat, sind sie auch sehr loyal. Klar, Gehälter ließen sich irgendwann einmal nicht mehr nach oben ziehen und dann hat man überlegt, was man zusätzlich anbieten könnte. Ich habe schon Zeiten erlebt, wo wir Mitarbeitern um diese Zeit im Jahr angeboten haben, die Weihnachtsgeschenke zu besorgen, zu verpacken und auch alles andere Nötige fürs Fest einzukaufen und zu organisieren. Zeiten, wo wir die Klamotten in der Firma zur Reinigung abgeben konnten, wo es soviel persönliche Assistent.innnen gab, so dass sich jeder wirklich voll und ganz um seine geschäftlichen Aufgaben kümmern konnte. Aber glaubt jemand wirklich ernsthaft, dass solche Maßnahmen dauerhaft die Loyalität steigern können, wenn der Inhalt der Arbeit nicht stimmt?
Kaffeemaschinen und Obstkörbe
Für mich klingt es fast wie aus der Zeit gefallen, wenn heute noch jemand über Obstkorb oder Gratiskaffee diskutiert. Seit Anbeginn meiner Karriere musste ich nie für Kaffee bezahlen. Und das ist ja nun gefühlte Jahrzehnte her. In IT-Firmen und führenden Agenturen hat man immer schon versucht, Menschen zu verwöhnen. Es wurde oftmals unterstellt, dass dies nur dazu diene, dass die Mitarbeitenden länger bleiben und mehr arbeiten. Für mich ist es jedoch ganz klar: Wenn wir uns wohl fühlen, liefern wir bessere Ergebnisse. Dies wird heute vielfach als New Work verpackt und als Hexenwerk gesehen. Aber wieder einmal „alter Wein in neuen Schläuchen“, oder?
Ich glaube persönlich, dass es nicht das Standardmodell für alle Firmen und Mitarbeitenden gibt. So habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen in der Produktion ganz andere Ansprüche haben, als die in der Administration. Dass die Möglichkeiten bei ihnen New Work einzuführen, ganz verschiedenartig sind. Es hilft sicher einfach mal zu fragen: „Was braucht Ihr denn“?
Hybrid geht immer
Hybrides Arbeiten war im digitalen Umfeld im übrigen schon immer möglich – aber es gibt halt Dinge, die man einfach face-to-face besprechen will. Es gibt einfach Menschen, die Spaß daran haben „in echt“ miteinander zu arbeiten. Ich persönlich finde ein virtuelles Brainstorming nicht ansatzweise so wirkungsvoll wie eines, in dem wir zusammen sitzen, Kaffee trinken und uns gegenseitig für die Aufgabe oder das Thema begeistern.
Ich halte auch überhaupt nichts von einer Overload von Möglichkeiten für die Mitarbeiter. Erst Kicker, dann Billardtisch, dann Obstkorb, dann Getränke, dann Home-Office soviel du willst. Findet nicht jeder etwas anderes gut? Und werden wir damit nicht irgendwie inflationär? Nimmt es nicht überhand und ist viel zu aufwendig und intransparent zu viel anzubieten? Sollte man nicht schauen, wie die Strukturen und Bedürfnisse wirklich sind und wie Menschen am besten miteinander arbeiten können? Für mich ergibt sich damit automatisch ein ganzer Blumenstrauß von Möglichkeiten.
Loyalität läßt sich nicht kaufen
Sprechen wir von Recruiting, ist ein solcher Blumenstrauß sicherlich heute auch notwendig, um die passenden Kandidatent anzuziehen. Aber auch hier machen es immer mehr die Kleinigkeiten. Natürlich ist Gehalt noch immer wichtig und Urlaubstage und die Rolle. Aber dennoch sind doch die kleinen netten Dinge das, was das Unternehmen, beziehungsweise sein Kultur, ausmacht. Schön wäre, wenn man in Stellenanzeigen mehr über die Unternehmenskultur sprechen könnte.
Wie geht es dir damit? Mir persönlich ist es am allerwichtigsten, dass ich die Menschen mag und ich jeden Tag Lust habe aufzustehen, um mit ihnen zu arbeiten.
In vielen Publikationen wird zur Zeit eine bröckelnde Loyalität diskutiert. Wenn das bedeutet, dass Menschen öfter den Job wechseln, dann sehe ich das genauso. Dies ist aber doch wirklich eine Entwicklung, die wir seit vielen Jahren feststellen. Arbeitsverhältnisse sind einfach nicht mehr so lang und nicht mehr so fest wie früher.
Patchworkkarriere und digitale Nomaden
Menschen versuchen immer mehr verschiedene Dinge in ihrem Berufsleben zu tun, zu lernen und vielleicht auch mal als Freelancer und nicht immer fest zu arbeiten. So genannte Patchworkkarrieren sind für viele Mitarbeiter mit Familie sehr angesagt. Das bedeutet aber nicht, dass sich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin nicht voll auf eine Aufgabe einlässt und hinter dem steht, was sie oder er tut. Auch hier sollten wir das „halbvolle Glas“ sehen.
Schön ist auch die Entwicklung, dass immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitenden anbieten im Ausland oder an einem Sehnsuchtsort zu arbeiten. Und wenn es auch nur für eine begrenzte Zeit ist. Ist das nicht auf jeden Fall ein Perspektivwechsel, eine Motivation und damit ein wirklich wünschenswerter “Move” für die Zukunft der Arbeit?
#HybridesArbeiten #NewWork #Change
Eine gute Zeit für Dich und liebe Grüße
Deine Susanne
P. S. Wie gestaltet sich gerade Deine Zukunft im Office? Ich freue mich, wenn Du sie mit mir teilst!
Meine Speaker Seite: https://landingon.sbcdigital.de/speaker