Ich habe mir die Frage gestellt, was kommt nach Corona. Was kommt generell nach einer solchen schweren Krise? Es ist alleine schon interessant, wenn auch bedrohlich, dass noch niemand von uns das mitgemacht hat. Alle sind diesbezüglich in der gleichen Ausgangssituation, irgendwie auf Augenhöhe. Viele Menschen fragen um mich herum, wann wir denn wohl wieder zur Normalität zurück kommen werden. Man merkt schon jetzt, dass es drastische Veränderungen gibt,  geben wird und ich bin ganz sicher: Es wird niemals mehr so sein wie früher. 

Menschen werden anders

Ich finde, man spürt ganz deutlich, dass Beziehungen sich verändern. Und man merkt schon jetzt, wie Menschen sich verändern. Manchen scheint diese Extremsituation gut zu tun und sie sind mehr sie selbst. Andere sind intensive verunsichert und eher schüchterner als vorher. Die Kräfte ändern sich. Von jetzt auf gleich sind andere Stärken wichtiger geworden. Menschen gehen anders miteinander um, weil man anders miteinander umgehen muss. Jeder muss den Raum des anderen akzeptieren. Und das sehe ich durchaus auch metaphorisch. Man muss aufeinander achten, um auf sich selbst zu achten. Einkaufen im Supermarkt ist genauso befremdlich, wie die Gespräche mit Menschen, die zum ersten Mal im Home-Office arbeiten und die Kommunikation in einer neuen Situation erst üben müssen. 

Technologische Veränderung beschleunigt sich spürbar. Dies passiert vor allem, weil viele Menschen jetzt Technologie nutzen, von den sie immer gesagt haben: Das kann ich nicht, das benötige ich nicht. Die super schnelle Ausbreitung von Tools, die im Home-Office lebenswichtig – oder besser arbeitswichtig – sind, ist spürbar. Das Home-Office ist zur Zeit das neue Normal. Nichts mehr, worüber man diskutiert, von dem man sich wünscht, dass es einen Anspruch darauf gibt. Nichts mehr, was man vielleicht als Lösung vieler Probleme gesehen hat oder als privilegiertes Arbeiten weniger Personen im Unternehmen. Mit Sicherheit wird nun auch eine gewisse Entglorifizieirung dieser Art zu arbeiten in den entsprechenden Unternehmen stattfinden.

Jetzt kann die, irgendwie immer noch umstrittene, Strömung von New Work zeigen, was wichtig ist und was nicht. Die leeren Worthülsen, die sich um das Thema gutes neues Arbeiten ranken, werden alle nicht funktionieren und sich nicht halten. Andere Fakten werden aber in den Alltag einziehen und dem Miteinander im Arbeitsleben gut tun. Es ist schon zu sehen, dass Menschen mehr Eigenverantwortung übernehmen. Viele müssen jetzt einfach selbstorganisiert arbeiten. Das ist doch das, was sich New Work-Experten in der Vergangenheit so sehr gewünscht haben. Und das passiert jetzt. Von der Scheißhausparole nun doch zur Realität? Zur Haltung? Oder einfach zur Normalität? Meiner Meinung nach zumindest ein Schritt ein die richtige Richtung. So kann man Krisen vielleicht doch etwas Positives abgewinnen.

 

Schule macht Meter

Nicht nur bei den Menschen und in den Unternehmen passiert so viel, sondern auch scheint das Schulsystem wachgerüttelt zu werden. Neben den einfachen Verteilungen von Aufgaben an die Schüler, finden auch Kurse online statt, gibt es wirkliche Lerngruppen virtueller Art zwischen den Schülern. Tutoren kümmern sich über alle möglichen Onlinekanäle, die bisher immer den Schülern vorbehalten waren. Musikschüler sitzen musizierend vor dem iPhone. Blick nicht nur auf die Noten, sondern auch auf den Lehrer, der per Videochat, Skype, Zoom oder jeglicher Software, deren Namen er bis vor einigen Tagen noch nicht kannte, zugeschaltet ist. Hier tut sich viel. Dies ist dringend nötig und gut. Also sehen wir das halb volle Glas und freuen uns über diese Schritte.

Und spürst du nicht auch die stärkerwerdende lokale Verbundenheit? Damit meine ich nicht nur, dass wir uns über jeden kurzen Chat mit unserem Nachbarn über den Gartenzaun freuen oder bei älteren Menschen um uns herum Hilfe anbieten. Es geht um mehr. Wo kaufe ich in Zukunft ein, wo bekomme ich die Dinge des täglichen Lebens? Wie werden Handwerker für direkte Hilfe verfügbar sein? Beispiel: Wie gerne würde ich im Moment beim Bauern einkaufen und mich nicht durch den vollen, stark reglementierten Supermarkt drängen, wo man sich verstohlen anschaut und hofft, dass man sich nicht ansteckt. 

Ich glaube das Globalisierung auch in Zukunft mega wichtig sein wird. Nun sehen wir aber aktuell auch die Kehrseite der Medaille und schließen Grenzen, können nicht mehr Reisen. Von lebensbedrohliche Szenarien ganz zu schweigen. Das Lokale wird viel viel stärker werden. Davon bin ich überzeugt. Wir wollen Sicherheit, dass Lebensmittel lieferbar sind, von „ums Eck“ kommen. Die Nachhaltigkeitsdebatte ist zwar zur Zeit nicht mehr so stark im Mittelpunkt, aber sie wird weiter wachsen und unsere Handlungen in Zukunft weiter beeinflussen. Die lokalen Regionen um uns herum werden selbstständiger, müssen selbstständiger werden. Hier bauen wir Vertrauen auf, zu den Lieferanten, den Partnern – genauso wie in die Unternehmen. Bei den Bauernhöfen vertrauen wir darauf, dass gesunde Produkte für uns herauskommen.

 

Unternehmen wachsen in sich selbst

In den Unternehmen, wo nun plötzlich viele Mitarbeiter garnicht mehr anwesend sein dürfen, vertrauen wir darauf, dass Menschen Arbeitszeiten einhalten und setzen voraus, dass sie neue Kommunikationswege beschreiten. Damit haben Unternehmensleitungen vermeintlich weniger Kontrolle. Dieses Vertrauen wünscht man sich schon seit Jahren im Bereich New Work. An dieser Stelle gehört auch die gewisse Verbundenheit hin, die man in einer Krise immer spürt. Es gibt sogar ein wiederkehrende Glaubwürdigkeit, denn Schaumschläger sind überhaupt nicht angesagt. 

Meiner Meinung nach ist aber auch eine Ambivalenz spürbar. Irgendwie fühlt man sich im Home-Office und beim Einkaufen als Einzelkämpfer. Aber andererseits spürt man auch die Solidarität zu allen andern, möchte überall helfen und Dinge nach vorne bringen. Im Privaten, wie auch im Geschäftlichen. Letztendlich glaube ich ganz sicher, dass diese Krise oder Krisen im Generellen, uns stärker machen werden. 

Die, die es schaffen sich anzupassen, werden auf jeden Fall gestärkt daraus hervorgehen. Da kommt mir Charles Darwin in den Kopf. In der Schule war Survival of the fittest eines meiner Lieblingsbücher. Eines der Bücher, was mir stark ein Erinnerung geblieben ist. Und auch unsere Umwelt freut sich gerade. Es sind noch nie so wenige Autos auf Deutschland`s Autobahnen gefahren und. Allein den Treibstoff, den wir jetzt bei Autos und Fliegern sparen sollte uns freuen.

Zurück dazu, warum alle Beteiligten gestärkt aus der Krise hervorgehen könnten: Die Menschen, weil sie mehr über sich selbst nachgedacht haben und mehr wissen was sie wirklich wollen und warum sie dies tun. Die Wertediskussion, die in den letzten Jahren so stark im Unternehmenskontext stattgefunden hat, wird nun privat. Jeder kann mit dem Abstand zur Firma, den er aktuell hat, mit sich selbst also einmal seine eigenen Werte ausdiskutieren. 

Aber auch die Unternehmen können nach der schwierigen Zeit wieder zu Höchstleistungen auflaufen. Die, die gestärkt sind für die Zukunft, weil sie gestärkte Mitarbeiter haben, neue Technologien und neue Strukturen ausprobieren konnten und mussten. Vielleicht ergeben sich daraus spannende, nachhaltige und wertvolle neue Geschäftsmodelle.

 

Pass auf Dich auf und bleib gesund!

 

P.S. Mich würde es  freuen, wenn Du mir Deine Meinung, Erfahrung oder Wünsche schreibst – super gerne auch zu Zukunft und Räumen unter: s.busshart@sbcdigital.de und wenn Du einigen nette Bekannten oder Freunden oder Familienmitgliedern diesen Link schickt!