Über den Tellerrand schauen ist immer wieder bereichernd. Davon lernen, was andere Firmen tun ist sehr angesagt. Aber bloß nicht das Gleiche! Hol Dir Inspiration und Ideen und Dir wird sofort gespiegelt, was Du schon Positives geschaffen hast.

Heute hatte ich noch einmal das Vergnügen, das Gebäude von Alnatura in Darmstadt anzuschauen. Kurz nach der Eröffnung war ich schon einmal dort gewesen und natürlich sehr gespannt, was sich verändert hatte. Interessant war für mich zusätzlich die Perspektive eines Kunden, mit dem ich gerade ein megamodernes Konzept in einem ganz anderen Bereich umgesetzt habe und der mitkommen konnte.

Die Entstehung des Gebäudes

Das Gebäude wurde im  Januar 2019 bezogen und hatte eine Bauzeit von ungefähr 2,5 Jahren. Es wurde für circa 500 Mitarbeiter, auf drei Etagen, entworfen. Besonders attraktiv finde ich, dass es als so genannter „Allraum“, konzipiert wurde, also aus EINER großen Fläche besteht. Es gibt keine einzelnen Büros.

Begeistert haben mich die Lehmwände. Sie wurden vor Ort produziert und sind in 13 Schichten pro Meter geteilt. Warum mich das besonders beeindruckt hat? Weil so viel Material aus meiner Heimat kommt. Man hat den Ton aus dem Westerwald geholt und Vulkangestein aus der schönen Eifel. Angereichert wurde das ganze mit dem Aushub von Stuttgart 21. Wie cool!

Beim Bau, und auch schon in den Vorbereitungen, waren die größten Bedenken rund um die Akustik gelagert. Das ist bei vielen meiner Kunden immer eine erste Sorge. Heute, nach so langer Zeit, ist interessant zu hören, dass die Lautstärke für Alnatura überhaupt kein Problem ist – und nie war. Ein gewisser Geräuschpegel im Haus sorgt sogar dafür, dass überdurchschnittlich laute Gespräche garnicht wahrnehmbar sind.

Das Bürokonzept

Das Spannendste heute war, zu hören, wie man mit der Situation während der Pandemie umgegangen ist. Mit einer 85-prozentigen Scharingquote zum Start ist Alnatura in das neue Gebäude eingezogen. Eine solche Zahl passt gut in das Jahr 2019 – aber was passierte dann? Interessanterweise ist durch ein Wachstum auf ungefähr 600 Mitarbeitern die Quote automatisch nach unten gerutscht, auf circa 57 %. Man hat nicht bewußt die Entscheidung getroffen, die Quote zu senken, sondern hat sie einfach „natürlich“ mit dem Einstellungen neuer Mitarbeiter korrigiert.

Alnatura arbeitet mit einem meiner Lieblingskonzepte, den sogenannten „Homezones“. Das bedeutet, dass die Abteilungen zusammen bleiben, innerhalb der Abteilungen jeder aber sitzen kann, wo er möchte. Trotzdem wird die Philosophie von „Clean Desk“ gelebt. Das bedeutet, dass jeder Mitarbeitende seinen Schreibtisch immer aufgeräumt, sprich leer, hinterläßt. 

Alnatura nutzt kein Buchungssystem. Lediglich die Konferenzräume sind intern buchbar. Enttäuschend  fand ich zunächst, dass es kein wirkliches Back to Office-Konzept gibt. Wohl aber ist der Campus, per Definition, als erste Begegnungs- und Arbeitsstätte beschrieben. Es gibt keine starren Regelungen, was wahrscheinlich auch nicht zu Alnatura passen würde. 

Partizipation der Mitarbeiter

Überrascht hat mich ehrlich gesagt, dass man nur alle zwei Jahre die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt. Aber vielleicht ist das auch der Pandemie geschuldet. Ich hatte Alnatura wirklich als viel mitarbeiterzentrierter in Erinnerung. Schließlich wurden 50 Leute interviewt und konnten partizipieren, BEVOR das Gebäude ins Leben gerufen wurde. Sie wurden damals alle befragt, was sie benötigen. Das fand ich sehr modern. 

Das Thema Natur spielt für Alnatura eine wichtige Rolle. Ich bin ganz begeistert, dass Outdooroffice mit WLAN möglich ist, dass Besprechungen und Spaziergänge nach draußen gelegt werden. Keine leeren Versprechungen und Planungen, sondern das Naturverbundene wird wirklich gelebt. Es gibt viele Aktivitäten, die draußen stattfinden. Der Campus wurde dementsprechend mit vielen Möglichkeiten ausgestattet.

Fehlerkultur

Unser wirklich sehr netter Guide hat nicht nur Positives erzählt. Schließlich muss man auch Fehler erkennen und dazu stehen. Elf  Glasräume für 100 Leute sollten ursprünglich für Besucher und alle möglichen Events geplant werden. Heute werden sie leider vor allem für interne Meetings genutzt, was überhaupt nicht vorgesehen war. Auch die Räume, die durch Vorhänge kreiert werden, funktionieren nicht richtig gut, da oben und unten die Akustik nicht stimmt.

Das scheint aber so ziemlich das Einzige zu sein, was nicht wirklich gut gelaufen ist. Im Gegenteil, es gab Dinge, die besser als gedacht funktionieren. So wird weniger Stauraum benötigt als gedacht. Klar, Büros werden immer papierloser. Nicht besonders toll finde ich persönlich, das das Büro- und Marketingmaterialien im Keller lagern. Ich bin zwar ein großer Fan von Bewegung im Office aber das erscheint mir doch zu viel des Guten. Zumindest aber sind die Produktmuster in Regalen im „Allraum“ zu finden.

 

Recycling wird groß geschrieben

Interessant, dass trotz der vielen hellen Materialien der Zustand super aussieht und alles eigentlich wie neu daher kommt. Es ist immer ein Vorteil, qualitativ hochwertig auszustatten, um sich keine Sorgen machen zu müssen.

Viele Materialien, die auf dem Grundstück gefunden wurden, sind übrigens wieder verwendet worden. So wurden zum Bespiel die alten Lampen wieder im Gebäude installiert und die vielen Betonplatten zieren heute die Wege auf dem gesamten Campus. Das finde ich sehr modern und bewundernswert. 

Eigeninitiative und intrinsische Motivation

Alnatura legt viel Wert auf die eigene Initiative der Mitarbeiter. Sport zum Beispiel, ob drinnen oder draußen, wird immer auf eigenen Wunsch ins Leben gerufen und dann sehr gerne vom Unternehmen unterstützt. Ich finde das ist der richtige Weg, gerade aktuell in der Diskussion zu Back to Office. Es kann nicht sinnvoll sein, sich einen Blumenstrauß von Zusatznutzen zu überlegen und damit vielleicht am Ziel vorbei zu schießen. Ohne intrinsische Motivation wird es ohnehin kein Zurück ins Office geben.

Eine kleine Sache ist mir noch aufgefallen: Alnatura hat ähnliche Herausforderung, wie viele meiner Kunden. Es gibt keine ausreichenden Möglichkeiten für virtuelle Meetings. Virtuelle Meetings müssen heute wirklich nicht mehr in einem „Allraum“ geführt werden. Da gibt es ausreichend spannende Produkte und Möglichkeiten.

 

Und noch mehr Begeisterung

Im Rahmen der Besichtigung heute ging es aber nicht nur um das Gebäude. Das Unternehmen hat einen ganzen Campus mit viel Liebe zum Detail und absolut im Einklang mit der Firmenphilosophie ins Leben gerufen. Es gibt dort in Darmstadt neben dem Gebäude, was sicherlich eines der Nachhaltigsten in Deutschland sein sollte, einen öffentlichen Kindergarten nach Waldorfpädagogik, es gibt 100 Pachtgärten zu je 40 m². Diese kann jeder beackern – für ungefähr 200 € im Monat.

Es gibt weiterhin ein Gartenhaus für Events. Ein Amphitheater steht für interne Theaterstücke zur Verfügung. Es gibt einen Teich, eine große Zisterne, viele Fahrradstellplätze, sowie Möglichkeiten zum Car-und Fahrradsharing.

Und Alnatura informiert die Öffentlichkeit über Nachhaltigkeit. Diese Philosophie und Herangehensweise empfinge ich als sehr zeitgemäß. Ich wünsche mir aber, dass ein Pulscheck stattfindet und  Alnatura damit in die nächste Evolutionsstufe gehoben wird.

 

Eine gute Zeit für Dich und liebe Grüße

Deine Susanne

P. S. Wie gestaltet sich gerade Deine Zukunft im Office? Ich freue mich, wenn Du sie mit mir teilst!

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