Klingt natürlich toll: Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Aber trotzdem nicht am Strand liegen, sondern mitten in der Stadt wohnen, irgendwie woanders leben. Klappt sowas? Das möchte ich ausprobieren.

Das ist ein Wunsch, den ich schon länger habe. Und das nicht nur in Bezug auf EINE Stadt. Früher gab es mal den Plan, wenn es passt, alle drei Monate eine neue Großstadt auszusuchen und von dort aus zu arbeiten. Das finde ich immer noch spannend aber mittlerweile finde ich es immer charmanter eine Stadt mit Meer und Sonne auszusuchen.

 

Ein weiterer Grund für mich dieses Experiment zu wagen:

Ich halte viele Vorträge zu Neuem Arbeiten und schreibe auch darüber. Zum New Work gehört auch Digitales Nomadentum und ich wollte es einfach einmal ausprobieren, was es heißt, in einer anderen Stadt zu arbeiten. Ich finde, man kann nur darüber sprechen, wenn man es selber mal ausprobiert hat, oder? Schließlich probiere ich ja auch Reiki und Shinrin-yoku aus. Aber das ist ein anderes Thema.

Irgendwie gab es bisher nie den passenden Moment für einen solchen Aufenthalt. Aber jetzt! Nun bin ich aktuell in einer Phase, in der es Veränderungen geben soll. Ich denke, das es schön und hilfreich sein kann, die Perspektive zu wechseln, sich neu zu sortieren und den Kopf frei zu bekommen. Voilà.

 

Somit passt jetzt der Plan, in eine andere Stadt zu gehen – why Palma?

Warum Palma mir in den Kopf kam, weiß ich nicht so genau. Jedenfalls kann ich nicht den Zeitpunkt bestimmen, ab wann ich darüber nachgedacht habe. Ich fand die Stadt schon immer schön, war aber bisher nur einige Male kurz zum Shoppen hier, wenn ich irgendwo auf Mallorca mit meiner Familie Urlaub gemacht habe. Und keine Ahnung, ob erst Zeichen kamen oder erst der Plan. Als der Plan stand Palma zu nehmen, kamen jedenfalls von überall ‚Zeichen’ auf mich zu. Meine WOL-Gruppe erzählte begeistert von Palma und Claudia, die mich eigentlich in die Gruppe geholt hat, ist sogar totale Expertin. 

Und dann kam von Lena der Tipp für einen Liebesroman, der auf Mallorca spielt und den ihre Cousine geschrieben hat. Den habe ich mir gleich bestellt und – irgendwie spooky – als ich in Palma die Mallorca Zeitung aufgeschlagen habe, kam mir die Besprechung dieses Romans in die Finger. Und dann geht es auch noch um Neuanfänge. Interessant.

 

Wie kam ich zu meiner süßen Wohnung?

Ich hatte noch nie Airbnb genutzt – auf jeden Fall nicht ernsthaft – und plötzlich sprang es mich an. Einfach nur eine Werbung, auf die ich geklickt habe und dann aber keine Lust mehr hatte, mich weiter damit zu beschäftigen. Aber die mini kleine Zeitspanne hat gereicht, dass mir diese eine kleine Wohnung ins Auge fiel, die nicht mal ein Foto hatte – in Palma. Darüber habe ich Tim kennengelernt, der diese Behausung gerade eingestellt hatte und sofort wieder raus nehmen wollte. Eigentlich hätte die Wohnung längst weg sein müssen. Da ich mich viel zu spät entschieden hatte und erst noch etwas erledigen musste. Wie von Geisterhand hat mir Tim die Wohnung frei gehalten. Wir haben uns gleich per Chat so gut verstanden, dass ich ein mega gutes Gefühl hatte. Ich dachte erst, es gibt einen Haken aber es gab keinen ….hier sitze ich jetzt in Palma und probiere das Digitale Nomadentum aus.

 

Jetzt kommen wir mal mehr zum Thema Arbeiten:

Ich bin an einem Samstag angekommen und es fiel mir gleich auf, dass ich eigentlich gar nicht aufhöre zu arbeiten und dass ich auch am Sonntag schon Dinge vorbereitet, schreibe, sortiere, WLAN checke und so weiter. Und es fällt mir generell auf: Man hat nie so wirklich frei und man ist nie so wirklich tief in der Arbeit. Das ist bei mir ehrlicherweise zu Hause genauso. Leider aber nur der Part, der bedeutet, dass ich nie wirklich aufhöre zu arbeiten. Ganz schön erschreckend. Allein das Reflektieren darüber hat die Reise schon wertvoll gemacht.

Generell bekommt man mehr Abstand zu den Dingen, wenn man nicht im eigenen Zuhause oder im Büro arbeitet. Und man kann sie aus einer anderen Perspektive sehen. Das finde ich sehr inspirierend und es öffnet die Augen.

Interessant finde ich auf jeden Fall, dass die Geschwindigkeit nachlässt. Meine zumindest. Man wird auf Dauer ein wenig langsamer und muss nicht so viel Druck aufbauen und auch aushalten wie zu Hause. Ob ich das gut finde, muss ich noch für mich klären.

Zu überlegen wäre, ob es vielleicht daran liegt, dass man sich das Leben einfacher gestaltet: Kleinere Wohnung, weniger Ballast, weniger Waschmaschine und andere schöne Hausarbeiten, vielleicht doch mal mehr Sport, weil es nicht so viel Ablenkung gibt. 

Das Experiment mitten in Palma zu leben, beziehungsweise mitten in einer Großstadt zu wohnen, finde ich schon toll. Allerdings bin ich die Lautstärke nicht gewöhnt. Zu Hause schlafe ich bei offenem Fenster und kann die Vögel singen hören. Hier kann ich bei offenem Fenster nicht mal Musik hören, da die maximale Lautstärke meiner Musikquellen den Krach von der Straße nicht übertönt. Sicherlich hat es auf den schönen neben Effekt, dass man sich zu Hause wieder über die Ruhe freut. Zugegebenermaßen wohne ich in Palma mitten im Rotlichtviertel, so dass diese Lautstärke fast rund um die Uhr zu ertragen ist. Aber irgendwie ist es auch cool mitten im Leben zu sein. Schon mal eine wichtige ANDERE Sicht auf die Dinge.

 

Hat man als Digitialer Nomade ein schlechtes Gewissen?

Am Meer zu liegen fällt mir nicht wirklich leicht, da ich immer denke, dass 1-1,5 Stunden reichen müssen. Sonst habe ich ein schlechtes Gewissen. Schließlich bin ich ja nicht zum Urlaub machen hier. Auf der anderen Seite habe ich gar nicht so viel zu tun. Das wäre sicherlich anders, wenn ich hier feste Engagements hätte. Aber legt man sich als digitaler Nomade nicht ohnehin weniger Termine und Projekte. Stichwort: Work-Life-Balance. Ich werde wohl dazu mal Leute interviewen müssen.

Wenn man in einer fremden Stadt arbeitet, muss man auch alltägliche Dinge tun, wie einkaufen, zum Friseur gehen und auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. So zumindest war mein Plan. Das Einkaufen ist noch easy. Man ist mit einigen Brocken Spanisch hier gut dabei, viele sprechen Deutsch und fast alle ziemlich gutes Englisch. Beim Friseur wird es schon schwieriger und ich hatte wirklich Sorge, wie ich nach meinem Friseurbesuch aussehen sollte. Das hat mich dann doch dazu bewogen mich ernsthaft um Spanisch Unterricht zu bemühen.

 

Und dann gibt es noch Zufälle, oder ?

Zum ersten Mal wollte ich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und habe eine Lesung einer Krimiautoren in der deutschen Buchhandlung besucht. Darüber hatte ich in der Mallorca Zeitung gelesen. Dort wurde mir auch gleich ein Spanischlehrer vorgestellt. Nicht genug – und ich glaube da an Zufälle – saß vor mir ein Schreibcoach, den ich dank der freundlichen Ehefrau auch vorgestellt bekam. Wenn das nicht mal ein genialer Zufall war.

Spontan habe ich für den übernächsten Tag – meinen vorerst letzten Tag in Palma – einen Workshop gebucht, bevor es nach Hause geht, d.h., dass ich dann auch schon ausgebucht bin. Wie konnte ich bloß glauben, dass ich mich langweilen würde.

 

 

Nochmal mehr zum Thema Arbeit

Ja und das mit dem Arbeiten hat echt gut geklappt. Mein Ziel war es, mir Coworkingspaces anzuschauen, um Tipps geben zu können. Der Trend geht nun immer mehr dahin, dass auch Festangestellte im Ausland  in Coworkingspaces arbeiten wollen und sich dafür eben keinen Urlaub nehmen möchten. Da Mallorca die Lieblngsinsel der Deutschen ist, liegt ja nichts näher, als sich dort einige Wochen oder Monate zum Arbeiten aufzuhalten. Lest gerne in meinen weiteren Beiträgen, wo man das machen kann und was die Besonderheiten der verschiedenen Locations sind. Weiterhin wollte ich Abstand gewinnen und mich mal wieder sortieren. Das halte ich für ganz wichtig und biete das auch als “gecoachte Auszeit” Vorständen und Geschäftsführern an. Leider versinken wir viel zu schnell in unser Alltagsgeschäft und verfolgen Visionen nicht mehr bzw. passen diese nicht schnell genug den sich immer schneller veränderten Gegebenheiten an. Da reichen schon einige Tage und man ist wieder fokussiert, hat neue Ideen und neue Energie. Das hat bei mir selbst auch super funktioniert. Also kann ich nur resümieren, dass Palma für mich ein echter Erfolg war.

 

Was bleibt:

Spannende neue Eindrücke, viel gelernt und für mich getan, offene und großartige Menschen, viel neue Struktur, definierte Ziele, herrliche Inspiration und ein Haufen Energie für die nächsten Monate. Ich werde daraus ein neues Format entwickeln. Wer Interesse an einer solchen Auszeit hat, kann sich gerne direkt bei mir melden: s.busshart@sbcdigital.de mit Stichwort: Auszeit Palma.